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Tutanchamun

                                           Die Chronik einer Sensation 1922

Er war kein großer Eroberer und kein glanzvoller Herrscher. Er starb schon mit 19 Jahren, nach kurzer Regierungszeit. Trotzdem ging er als berühmtester und meistbewunderter Pharao in die Geschichte ein. Denn 1922 eindeckte ein Engländer Hoverd Carter, das Grab des Jungen Regenten. Es war Prunkvoll mit Gold ausgestattet.

Es war die Entdeckung seines Lebens.

Sie geschah in den ersten Tagen des November 1922, und die Nachricht ging um die ganze Welt. Howard Carter, ein britischer Archäologe, krönte seine Karriere mit einem sensationellen Fund. Ein paar Wochen später war auch Lord Carnarvon, mit vollem Namen Henry Herbert Carnarvon, der die Ausgrabungen in Ägyptens Tal der Könige finanziert hatte, am Ziel seiner Träume. In seiner Gegenwart durchbohrte Carter die Wand am Ende eines langen Gangs, zu dem von außen eine Treppe hinunterführte. Im schwachen Schein einer Kerze schaute der Forscher durch das Loch. << Am Anfang sah ich nichts >>, schrieb er später. << Doch je mehr das sich meine Augen an die Finsternis gewöhnten, desto mehr Tiere, Statuen und Gold erblickte ich im Dunkel....... Es war Goldglanz, wohin man auch schaute. >> Am 18 Februar 1923 wurde das Grab schließlich offiziell geöffnet. Der Journalist Maynard Owen Williams schrieb darüber eine Reportage, die im Mai-Heft 1923 von National Georaphic erschien. Der Schatz des Tutanchamun, der heute im Museum von Kairo aufbewahrt wird. [2]

Tutanchamun Thronname ( Nebcheprure ) Regierte in der 18. Dynastie um 1347 - 1338 v. Chr. [1]

Das Grab des Tutanchamun

[3]Jahrzehntelang war das Tal der Könige, die Begräbnisstätte der Pharaonen des Neuen Reiches, wieder und wieder untersucht wurden. Die Hoffnung auf spektakuläre Funde hatte man längst aufgegeben.
Lediglich ein Mann, der Brite Howard Carter, war überzeugt, im "Tal" noch eine Entdeckung machen zu können: das Grab des Pharao Tutanchamun.
Am 4. November 1922 sollte sein Traum in Erfüllung gehen.

Howard Carter war durch Umwege Ausgräber geworden. 1890 kam er nach Ägypten, als Maler begleitete er verschiedene Forscher und zeichnete Reliefs und Malereien ab. Nicht sehr kreativ, sagt man, aber dafür sehr genau. Er brachte sich selbst die Hieroglyphenschrift bei und lernte unter Sir W. F. Petrie schnell die Feinheiten des Ausgrabungshandwerkes. 1899 wurde er von seinen Gönner Gaston Maspero zum Inspektor der Denkmäler Oberägyptens und Nubiens ernannt, eine Stellung die er aufgrund seines Temperaments 1903 wieder verlor.

In den nächsten Jahren schlug er sich als Fremdenführer, Aquarellmaler und - leider auch Antiquitätenschmuggler durch.  Man kann es einen glücklichen Zufall nennen, dass er schließlich auf Lord Carnavon traf. Carnavon, ursprünglich eher Pferderennen u.ä. zugetan,  war nach einen schweren Autounfall zur Kur nach Ägypten gekommen. Fasziniert vom Land der Pharaonen beschloss er, auf eigene Faust Ausgrabungen zu unternehmen. Damals konnte jeder mit genügend Geld eine Ausgrabungsgenehmigung bekommen.
Seine ersten Versuche waren allerdings nicht von Erfolg gekrönt und so tat er sich, durch Vermittlung Masperos, mit Howard Carter zusammen.

Die durch den Krieg unterbrochenen Grabungen im Tal der Könige blieben jedoch zunächst ohne Ergebnisse. Lord Carnavons finanzielle Mittel waren nicht unerschöpflich und beinahe wäre 1921 das Ende der Suche gekommen. Carter konnte den Lord jedoch zu einer weiteren, der letzten, Ausgrabungssaison überreden. Jahrelang hatte Howard Carter eine Stelle im Tal ausgespart: eine Ansammlung von Arbeiterhütten aus Feuersteinknollen in der Nähe des Grabes Ramses IV.
Am 3. November 1922 waren die Hütten abgetragen wurden, am 4. November stieß man schließlich auf eine Stufe. Am Nachmittag des 5. November war endlich klar, dass man den Eingang eines Grabes entdeckt hatte!
Doch bestand noch immer die Möglichkeit, dass es sich um ein unbenutztes, vollständig ausgeraubtes oder Beamten-Grab handelte. Nachdem 12 Stufen freigelegt waren, wurde eine versiegelte Tür sichtbar. Die Siegel waren die der königlichen Totenstadt, also musste eine hochgestellte, wenn nicht sogar königliche, Person hier beigesetzt wurden sein.
Carter trieb ein Loch in die Tür: dahinter befand sich ein mit Geröll ausgeführter Gang, ein Beweis dafür, dass das Grab nicht ausgeraubt war?
Carter  lässt den Grabeingang unter den Schutz seiner vertrauenswürdigsten Arbeiter und reitet zu seinem Haus zurück. Er fasst den Entschluss, bis zum Eintreffen von Lord Carnavon den Eingang wieder zuzuschütten. Noch ist der Besitzer des Grabes unbekannt, doch hätte Carter die Tür genau untersucht wären ihm schon jetzt die Siegel Tutanchamuns aufgefallen und 3 Wochen voller Ungewissheit erspart geblieben.
Am 6. November schickt er sein berühmtes Telegramm an Carnavon: "Habe endlich wunderbare Entdeckung im Tal gemacht; ein großartiges Grab mit unbeschädigten Siegeln; bis zu Ihrer Ankunft wieder alles zugedeckt; Gratuliere!".
Lord Carnavon verspricht, sobald wie möglich, zu kommen und trifft am 23. in Luxor ein. Am Nachmittag des 24. Novembers ist die Treppe wieder freigelegt. Im vollen Licht sind die Siegel des Pharao klar zu erkennen. Klar wird aber auch, dass die Tür mehrfach versiegelt wurde - sind doch Grabräuber eingedrungen?
Die Tür wird entfernt und der dahinterliegende Gang vom Geröll befreit.  Neue Zweifel beschleichen die Ausgräber, ob sie wirklich ein Königsgrab entdeckt haben. Im Schutt werden Scherben mit den Namensringen verschiedener Herrscher gefunden, die vergleichsweise enge Architektur erinnert an ein Versteck, wie das nahe gelegene Grab von Semenchkare.

Schließlich stößt man auf eine zweite Tür. Mit einer Eisenstange bohrt Carter ein Loch in die linke obere Ecke und führt eine Kerze ein. Zuerst kann er nichts sehen, doch dann fällt sein Blick auf "seltsame Tiere, Statuen und Gold, überall glänzendes, schimmerndes Gold!". Als ihn Lord Carnavon ungeduldig fragt, ob er etwas sehen kann, antwortet er "Ja, wunderbare Dinge!". Carter vergrößert die Öffnung, führt eine elektrische Lampe ein und lässt auch die anderen hineinblicken. Man ist beeindruckt von der Schönheit der Gegenstände, bemerkt eine weitere versiegelte Tür und zieht sich schließlich zurück. Niemand kann in dieser Nacht besonders gut schlafen. Soweit die offizielle Version. Verschiedene Indizien und Aussagen von Beteiligten zeichnen ein anderes Bild:
Carter schafft eine Öffnung in der Tür, gerade groß genug, damit die Beteiligten sich mit einigen Schwierigkeiten durchzwängen können. Mehrere Stunden verbringen sie in der Kammer und bewundern die aufgestapelten Gegenstände. Unter einer Liege stoßen sie auf den Zugang zu einer Seitenkammer, die ein Bild der Verwüstung bildet. Doch die versiegelte Tür lässt Howard Carter keine Ruhe. Mit Schrecken bemerkt er, dass auch diese Tür ein zweites Mal versiegelt wurde. Anscheinend war man dabei sehr eilig vorgegangen, denn im Putz klaffen breite Risse, durch die man Steinblöcke erkennen kann. Schnell bricht er einige Steine heraus, ein erster Blick - nichts! Weitere Steine werden entfernt, Carter kriecht durch die Öffnung und steht vor einer goldenen Wand, dem königlichen Sarkophag. Auch Lord Carnavon und seine Tochter kommen nach. Nur der massige Callender schafft es nicht, das Loch kann jedoch nicht weiter verbreitert werden. Die drei Eindringlinge untersuchen die Türen des goldenen Schreins. Die erste Tür ist nicht versiegelt. Howard Carter öffnet die Riegel und blickt auf die Siegel der königlichen Totenstadt: also war die Mumie des Pharao über die Jahrtausende unangetastet geblieben! Die Tür wird geschlossen und die Entdecker tasten sich in den schmalen Gang zwischen Schrein und Wand entlang. Am Boden liegen rituelle Ruder und verschiedene Gefäße. In der Nordostecke der Sargkammer stoßen sie auf einen Durchgang. Er wird von einer Holzstatue des Schakalgottes Anubis, Beschützer der Toten, bewacht. Sie umgehen die Statue und stehen in der Schatzkammer, angefüllt mit Kisten, Bootsmodellen und einen herrlichen goldenen Schrein. An jeder der vier Ecken steht eine Göttin Wacht und blickt mit erbarmungsvollen Augen den Besuchern entgegen. Stunden sind vergangen. Gemeinsam mit Callender legt Carter die Steine wieder an ihren Platz und platziert einen geflochtenen Korb und Schilfbündel vor dem Loch.

Bis zum nächsten Tag sind alle Spuren der nächtlichen Graböffnung verwischt, das Loch neu verputzt und versiegelt. Carter kann das Grab mit einen ägyptischen Beamten "öffnen" und seiner Enttäuschung über das Loch der "Grabräuber" in der Tür zur Sargkammer Ausdruck verleihen. Die Ereignisse der Nacht wird er auch in seinen Buch niemals erwähnen. Lediglich als der Chemiker Lucas ihm sagt, dass "der Putz nicht sehr alt aussieht", gibt er zu, das Loch selbst versiegelt zu haben.

Die mehrere Jahre andauernde Räumung des Grabes beginnt, ein Team aus Wissenschaftlern dokumentiert, birgt und restauriert die Schätze, die heute im Ägyptischen Museum in Kairo sind. Schließlich kann Carter die Schreine zerlegen und steht vor dem Steinsarkophag des jugendlichen Pharao. Und nachdem drei menschenförmige Särge, der letzte aus puren Gold, entfernt wurden, steht er vor der Mumie Tutanchamuns. Sie ist von jener goldenen Totenmaske bedeckt, deren Bild heute auf der ganzen Welt bekannt ist. Unter ihr stößt er auf ein edles, jugendliches Antlitz...

Die Leistungen von Howard Carter als Forscher sind unbestritten. Und doch sind diese Jahre nicht frei von dunklen Ereignissen. Den Zorn der Weltpresse ziehen sich Carnavon und Carter durch einen Exklusiv-Vertrag mit der Londoner "Times" zu. Stücke aus dem Grab verschwinden und tauchen im Metropolitan Museum und in der "Westentaschenkollektion" von Lord Carnavon wieder auf. Es kommt zum Streit mit der ägyptischen Regierung über die Verteilung der Schätze, bis Carter sogar "streikt" und das Grab kurzerhand absperrt. Am Ende verliert er, die Ausgräber bekommen nicht ein Stück aus dem Grabschatz.
Und es kommt zu einem gewaltigen Pressezirkus um den "Fluch des Pharao", nachdem Lord Carnavon an einen Mückenstich in Kairo stirbt. Dies wird eines der nächsten Themen sein.
Angesichts der Schätze im Grab des Tutanchamun liegt die Frage nahe, mit welchen unermesslichen Beigaben wohl "große" Pharaonen, wie Ramses II. oder Thutmosis III. beigesetzt wurden. Und eine zweite Frage stellt sich: Wer war Tutanchamun?

Tutanchamun, der vergessene Pharao

[3]Bevor sein Grab 1922 entdeckt wurde, war der Name Tutanchamun nur wenigen Ägyptologen bekannt. Heute ist er einer der bekanntesten Pharaonen, doch was wissen wir wirklich über ihn?

Der Goldsarg Tutanchamuns

Der Goldsarg Tutanchamuns
Ägyptisches Museum, Kairo

Howard Carter, der Entdecker des Grabes, schrieb über ihn, dass die bemerkenswertesten Erkenntnisse über ihn darin bestehen "das er starb und begraben wurde".

Der Regierung Tutanchamuns gegen Ende der 18. Dynastie waren turbulente Zeiten in Ägypten vorangegangen. Unter Echnaton waren die traditionellen Götter abgeschafft und durch den Kult der Sonnenscheibe, die als "Aton" verehrt wurde, ersetzt wurden. Echnaton verlagerte seine Hauptstadt von Theben in die Neugründung Achet-Aton, heute als Amarna bekannt. Nach Echnatons Tod übernahm Semenchkare, möglicherweise ein Sohn Echnatons, die Regierung. Seine Herrschaft währte nicht lange und ging schließlich auf Tutanchamun über. Die Herkunft Tutanchamuns ist ungeklärt. Er war sicher ein Schwiegersohn Echnatons, möglicherweise sogar ein Verwandter. Aufgrund der äußerlichen Ähnlichkeit wird mitunter sogar vermutet, dass er ein Sohn Echnatons war.

Auch die im Grab gefundene Haarlocke der Königin Teje, der Mutter Echnatons, hat solche Vermutungen bestärkt.

Zum Zeitpunkt der Thronbesteigung scheint der Aton-Kult noch geherrscht zu haben. Tutanchamun war zu diesem Zeitpunkt ca. 9 Jahre alt! Viele Historiker vermuten, dass 2 Männer - nämlich Eje und Haremhab - die später ebenfalls Pharao wurden, ihn lediglich als Marionette benutzten.

Sicher ist, dass erst unter seiner Regierung Memphis Hauptstadt wurde und die alten Götter wieder eingesetzt wurden. Der Pharao änderte seinen Namen in Tutanchamun. Es liegen nur wenige Zeugnisse aus dieser Zeit vor, und diese wurden zumeist von seinen Nachfolger Haremhab in Beschlag genommen. Eine Stele, und verschiedene im Karnak-Tempel gefundene Reliefs, berichten, dass die Tempel restauriert und Ruhe und Ordnung wieder eingeführt wurden.
Möglicherweise fanden auch Feldzüge gegen Nubien und andere traditionelle Feinde Ägyptens statt.

Bemalte Truhe aus dem Grab des Tut-anch-Amun

Schlachtdarstellung
Bemalte Truhe aus dem Grab des Tutanchamun
Foto: Ägyptisches Museum, Kairo

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Röntgenaufnahme von Tutanchamuns Schädel
Quelle:"An X-Ray Atlas of the Royal Mummies" [4]

Seine Ehe mit der Königin Anchesenamun war, nach den im Grab gefundenen Reliefs zu urteilen, glücklich - aber kinderlos. Interessant ist, dass im Grab 2 mumifizierte Föten, anscheinend Früh- oder Fehlgeburten,  gefunden wurden.

Im Alter von ca. 20 Jahren starb der Pharao. Ihm folgte zunächst der greise Eje, der nach wenigen Jahren vom ehemaligen General Haremhab abgelöst wurde. Haremhab regierte Ägypten mit eiserner Hand und brachte es erneut zur Blüte.

Wie starb Tutanchamun: War es ein natürlicher Tod oder wurde er ermordet? Und wenn er ermordet wurde, durch wen? Schon bei der ersten Untersuchung der Mumie wurde eine Verletzung am Schädel festgestellt. Bei späteren Röntgenuntersuchungen wurden weitere Hinweise auf Verletzungen festgestellt, die jedoch offenbar nicht zum Tod geführt hatten. Eine Zeitlang vermutete man, dass Tutanchamun hinterrücks erschlagen wurde, und nach längerer Zeit im Koma verstarb. Sogar Verdächtige wurden ausgemacht:

Im ursprünglichen Grab Haremhabs (ein Beamtengrab in Sakkara, dass er anlegte bevor er Pharao wurde) fand sich die Inschrift "Ägyptische Brüder, vergesst niemals, was Fremde unseren König Tutanchamun angetan haben". Hatten demnach Ausländer den Pharao ermordet?

Neuere forensische Untersuchungen haben gezeigt, dass Tutanchamun wahrscheinlich vergiftet wurde, und die Schädelverletzungen vermutlich erst nach seinem Tod auftraten. Möglicherweise durch einen "Unfall" während der Mumifizierung. Ein Experte sagte: "Es gibt keine Anzeichen von Blutungen im Umkreis der Wunde".

Und auch hier ist ein Verdächtiger ausgemacht: "Tutu" ein Ausländer unbekannter Herkunft, der bereits unter Echnaton und seinem Vater Regierungsmitglied war. Offensichtlich hatte er den Pharao mit falschen Informationen über den Zustand der Truppen versorgt. Als eine Untersuchung eingeleitet werden sollte, starb plötzlich der Pharao. Wenig später kam auch Tutu unter mysteriösen Umständen um, und Inschriften in seinen Grab implizieren, dass er der Mörder des Pharaos war.

Quellen:

[1] Erik Hornung, Gründzüge der Ägyptischen Geschichte Seite162

[2] Text Maynard Owen Williams: aus National Geographic, Mai 1923, gekürzt.

[3] www.Aegypten-online.de
[4] An X-Ray Atlas of the Royal Mummies

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